Abenteuer Analoge Großformat Fotografie

Fokussieren unter dem Dunkeltuch

In den vergangenen Jahren hatte ich bereits öfters mit dem Gedanken gespielt auch „wieder“ analog fotografieren zu wollen. Dabei drehte sich damals alles um das Thema Mittelformat (z.B. 6x6cm o.ä.) da das für mich das Maß der Dinge war. Analoges Großformat? Ehrlich gesagt, hatte ich bis dahin – bis auf wenige Ausnahmen- nicht viel davon gehört.

In einem Gespräch mit Andreas Resch einem Freund und großartigem Naturfotografen (https://andreasresch.at), ergab sich dann das Thema und er meinte. „Wenn schon Einstieg in Analog, dann richtig mit einer Großformatkamera. Da hast einfach um Welten mehr Möglichkeiten als mit Mittelformat und die Qualität der Aufnahmen ist eine eigene Dimension.“

Ich war schnell überzeugt und so startete ich vor 4 Jahren –mit Unterstützung von Andreas- meine Recherchen zu dem Thema Großformatfotografie.

Um das Thema Großformat auch in den Bergen nutzen zu können, war rasch klar, dass es das kleinste Großformat mit 4x5“ (10,16x12,7cm) sein sollte. 4x5“ bezieht sich auf die Größe des Films, also im Vergleich zu den ca. 24x36mm einer Vollformatkamera ist die „Sensorfläche“ hier doch „etwas“ größer.

Schlussendlich bin ich bei einer Chamonix 45F-2 Kamera gelandet welche für mich das Optimum aus Gewicht, Fertigungsqualität und Verstellmöglichkeiten bietet.

Womit wir schon beim Thema Gewicht wären. 1600g nur für das Kameragehäuse ist im Vergleich zu den aktuellen Systemkameras doch schon ein großer Brocken. Hinzu kommen noch die Objektive (Festbrennweiten), Filmkassetten, ein Dunkeltuch zum Fokussieren, Belichtungsmesser und nicht zu vergessen ein stabiles Stativ mit passendem Stativkopf.
Alles in allem ist man da schnell bei um die 20kg Gepäck wenn man seinen Rucksack für ein Bergabenteuer zusammenpackt.
Fairer Weise sei an der Stelle erwähnt, dass es noch leichtere Kameragehäuse im Bereich von rund 1200g am Markt gibt. Dafür muss man dann aber wieder einige Abstriche in Kauf nehmen.

Analoge Großformatfotografie ist also sprichwörtlich kein leichtes Unterfangen, aber für mich ist diese Art der Fotografie die ideale Ergänzung bzw. besser gesagt Abwechslung zur Arbeit mit einer digitalen Systemkamera. Es gibt für mich viele Gründe warum diese Art der Fotografie Spaß macht. Um an der Stelle mal ein paar zu nennen:

  • Die Arbeit mit einer Großformatkamera entschleunigt, da hier alles seine Zeit braucht. Vom Aufbau der Kamera bis dass das Foto schließlich
    „im Kasten“ ist vergehen schon mal 15-20min.

  • Da alles seine Zeit braucht, schaut man noch genauer auf das Motiv, auf den passenden Bildaufbau und überlegt so sehr genau ob und wie man das Motiv am Besten in Szene setzt.

  • Das betrachten des Motives auf der Mattscheibe, ist mit nichts zu vergleichen was ich bis Dato an Live View Screens gesehen habe. Ein Motiv in der Größe vor einem zu sehen und es mit der Lupe manuell scharf zu stellen hat seine ganz eigene Magie.

  • Die Wartezeit bis der entwickelte Film vom Labor zurückkommt. Es ist beinahe wie Weihnachten wenn der Briefträger die Post vom Fotolabor zustellt und man das Paket öffnet. Erst dann sieht man ob die Fotos überhaupt so geworden sind wie man sich das vorgestellt hat. 

  • Ist eine Aufnahme dann gelungen (Schärfe sitzt da wo sie soll, Bildaufbau und Belichtung passen) ist die optische Qualität eines solchen Fotos eine eigene Liga. Fotos wirken sehr plastisch und die Fülle an Details macht teilweise beinahe sprachlos.

Wo Licht ist, gibt es aber auch Schatten. Gerade wenn man mit dieser Art der Fotografie beginnt, ist der Frust manchmal auch hoch. Es gibt (zumindest in meiner Gegend) keine Großformat Kollegen welchen man mal “schnell” über die Schulter schauen könnte und so ist die Lernkurve steil und auch kostspielig.

Kostspielig? Ja und zwar im Bezug auf die Kosten für die Planfilme und die Entwicklung. Je nach Filmtype kann man da pro Aufnahme schon mit Kosten > 10€ rechnen (Film, Entwicklung, Versand, etc…).

Abgesehen von den Kosten, gilt es sich alles anzueignen was manuelle analoge Fotografie so mit sich bringt, seien es Themen wie Belichtungsmessung, Reciprocity Failure der unterschiedlichen Filmtypen, etc…

Da man auf dem Weg zur Aufnahme wirklich alles manuell einstellt, gibt es schlussendlich auch duzende Möglichkeiten etwas falsch zu machen oder zu vergessen. Aber das ist eine andere Geschichte, habe ich doch meine Reise ins Abenteuer Großformatfotografie -zumindest gefühlt- gerade erst begonnen. …

 

„Großformatfotografie macht unglaublich Spaß, kann aber auch gleichzeitig -zumindest zu Beginn- frustrierend sein. Nimmt man die Herausforderung an und lernt man aus seinen Fehlern, steht gelungenen Aufnahmen aber “fast” nichts im Wege.“